Palmöl ist ein umstrittener Rohstoff. Aber woher kommt dieser vielkritisierte Rohstoff, wie wird es verwendet und kann es durch andere Pflanzenöle substituiert werden? Außerdem stellen wir die vorhandenen Initiativen vor, die sich für eine nachhaltige Palmölwirtschaft engagieren. Dieser Beitrag ist am 11. April 2017 auf CSR-NEWS.NET erschienen.
Palmöl im Visier
Palmöl bzw. Palmkernöl (fortl. Palm(kern)öl) ist eines der bedeutendsten Rohstoffe der Welt. Palmöl, Palmkernöl und deren Derivate werden aus den Früchten der Ölpalme (Elaeis guineensis) hergestellt. Die Ölpalme stammt ursprünglich aus den Wäldern Westafrikas und wird dort seit Jahrhunderten als Nahrungs- und Heilmittel geschätzt. Zum Wachsen braucht die Ölpalme viel Licht, eine durchschnittliche Lufttemperatur von 26°C, genügend Wasser und gute, lockere Erde. Ölpalmen können etwa 120 Jahre alt werden. In den Plantagen ersetzt man sie meist nach 25 bis 30 Jahren, weil ihr Ertrag nachlässt. Die Palme trägt erstmals nach drei Jahren Früchte und produziert dann jährlich etwa 15 Fruchtstände aus unzähligen Einzelfrüchten.
Mit zusammen 86 % Weltmarktanteil sind Indonesien (48 %) und Malaysien (38 %) die weltweit wichtigsten Anbauländer[1]. Nigeria, Thailand, Kolumbien und Papua-Neuguinea spielen mit 14 % eine geringere Rolle.
Wofür wird es verwendet und warum gilt es als Herausforderung?
Palm(kern)öl wird in Lebensmitteln (z. B. Margarine, Teigwaren), Konsumgütern (z. B. Waschpulver, Kosmetik, Kerzen) und als Biokraftstoff eingesetzt. Als pflanzliches Fett deklariert, wird Palmöl in der Herstellung von verarbeiteten Lebensmitteln, wie zum Beispiel Kekse oder Brotaufstriche eingesetzt. In der Kosmetik- und Reinigungsindustrie wird Palm(kern)öl pur oder in Form von Derivaten, wie zum Beispiel Tensiden oder Emulgatoren, verarbeitet.
Mit 54 Millionen Tonnen (2011)[2] ist Palm(kern)öl das beliebteste Pflanzenfett. Die verstärkte Nachfrage an Palm(kern)öl wirft immer mehr ökologische und soziale Herausforderungen in den Anbaugebieten auf: Zerstörung des Urwalds, Anbau von Ölpalm-Monokulturen und der einhergehende Verlust der Artenvielfalt sowie Vertreibung und Zerstörung der Lebensgrundlage der Einwohner. Andere Pflanzenöle wie zum Beispiel Rapsöl oder Sojaöl können Palm(kern)öl in manchen Anwendungen ersetzen. Jedoch besitzt Palm(kern)öl durch seinen hohen Schmelzgrad (27 – 45 Grad Celsius) vorzügliche Eigenschaften für die Weiterverarbeitung in Produkten.
Andere Kraftstoffe können Palmöl in Biokraftstoff sehr gut ersetzen. Allerdings ist die Substituierung von Palm(kern)öl durch andere pflanzliche Fette keine wirkliche Lösung. Denn dadurch werden Umwelt- und Sozialprobleme nur in andere Länder verlagert.
Palmöl-Initiativen
Der erste Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (Roundtable for Sustainable Palmoil / RSPO) wurde 2004 gegründet und galt als vielversprechend, weil unter den Beteiligten auch Umweltschutzorganisationen tätig sind. Jedoch geriet der RSPO durch unzureichende Anforderungen an Mitglieds-organisationen und Verstöße der Mitglieder in heftige Kritik der NGOs.
Das Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) geht aus einer Initiative der Unternehmen Henkel, REWE Group und Unilever sowie dem WWF hervor und wird vom Bundesministerium für Ernährung, Verbraucherschutz und Landwirtschaft (BMELV) finanziell gefördert. Neben Wirtschaft und Handel wird auch die Zivilgesellschaft über Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Verbände und Kirchen vertreten sein. Nicht zuletzt hat sich das FONAP zum Ziel gesetzt, den Anteil von segregiertem zertifiziertem Palm(kern)öl signifikant zu erhöhen und möglichst schnell verfügbar zu machen. Die Mitgliedsunternehmen setzen sich im Forum für nachhaltiges Palmöl ein und kommen ihrer Verpflichtung eines verantwortungsvollen Unternehmens nach.
Weiterführende Informationen:
https://csr-news.org/2017/04/11/palmoel/
Greenpeace Studie „Certifying Destruction“ (englisch)
WWF Deutschland (deutsch)